Historischer Gang durch Kirchen (05.11.2019)

Nach langer Vorlaufzeit war es nun endlich soweit, zahlreiche Interessierte hatten sich zur ersten Kircherner historischen Stadtführung eingefunden trotz ungünstiger Stunde und schlechtem Wetter. Die beiden Vortragenden, Hubertus Hensel und Dr. Johannes Pfeifer vom Kirchener Heimatverein waren überwältigt von der Resonanz.

Die Idee zu diesem Weg kam Hubertus Hensel vor etlichen Jahren bei einem Besuch in Calw, wo er das damalige Ehrenmitglied des Kirchener Heimatvereins, Pfarrer i.R. Hans Fritzsche besuchte. Zusammen mit Fritzsche besprach er die Idee und es kamen auch gleich die ersten Texte dabei heraus. „Als Fan von Stadtführungen in Eigenregie liebe ich einfache Pläne mit den entsprechenden Hinweisen, und das habe ich als Hesse-Fan in Calw natürlich auch gemacht“, so Hensel. Zurück in Kirchen fand die Idee gleich Anklang bei Bürgermeister Andreas Hundhausen und so entwickelte sich das Projekt weiter. Zuletzt noch einmal angestoßen im Demographie-Ausschuss war es nun endlich soweit, im Rahmen der Woche der Demographie fand die erste Führung statt. Michaela Stötzel vom Demographie-Ausschuss hatte eigens ein Schild für die Stadtführung angefertigt und sammelte die versprengten Interessierten in der Kirchener Bahnhofstraße ein. Von dort führten die beiden „Erzähler“ die Gruppe über die Bahn in die Lindenstraße und von dort bis zum höchsten Punkt der Strecke, dem Stammhaus der Familie Jung. Dabei ergänzten sich Hensel und Pfeifer gekonnt und wussten die Zuhörer von Anfang an in ihren Bann zu ziehen. Geschickt hatten sie Fakten zu den zahlreichen Prachtvillen in Kirchen verwebt mit Geschichten einstiger Persönlichkeiten und historischen Ereignissen. Dabei ging es natürlich in erster Linie um das Wirken der ehemaligen Industriellenfamilien in Kirchen, um die Jungs und Steins und Kraemers usw., aber auch um die Ereignisse rund um die 48er Revolution in Kirchen oder die ersten Demokratiebewegungen in der Stadt an der Sieg im Zusammenhang mit den liberalen Bewegungen zu Anfang des 19. Jahrhunderts, als z.B. auch der Schriftsteller und Bonner Professor Ernst Moritz Arndt regelmäßig in Kirchen zu Gast war und die jungen Steins begeistert von seinen Ideen die Welt verändern wollten. Hensel und Pfeifer erzählten vom Kirchener Casino und der Begeisterung der bürgerlichen Gesellschaft für die Romantik und erinnerten daran, dass man sich nun, vor der Lutherkirche, auf dem Areal des ehemaligen Friedhofes befinde. Der Weg endete schließlich auf dem Friedhof bei den Gräbern der ehemals bedeutenden Familien mit dem Blick auf die Firma Jung, wo auch der Rückblick in die Kirchener Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts schließlich ein Ende fand. Mit einem Gedicht über Kirchen von Elisabeth Grube hatten die beiden „Stadtführer“ ihre Erzählungen in der Bahnhofstraße begonnen, mit einigen Worten des Kirchener Arztes Dr. Christian Daniel Jung wurde der Gang beendet. Hinsichtlich der Getränke bedauerte der Arzt, „dass das Bier, das beste aller Getränke, leider fast ganz außer Gebrauch gekommen ist“, was er in seinen Schilderungen über die Lebensverhältnisse der Menschen hier bedauerte. Über zwei Stunden wussten Hensel und Pfeifer die Zuhörer zu fesseln, vielleicht nicht zum letzten Mal.

Quelle: Verein