Reichspogromnacht: Gedenken und Aufforderung zugleich. (2019)
Bis auf den letzten Platz besetzt war der große Raum des Museums anlässlich einer Veranstaltung zum 9. November 1938, der Reichspogromnacht. Die Veranstaltung, durchgeführt von der Stadt Kirchen und dem Kirchener Heimatverein, wurde musikalisch untermalt von Karl-Heinz Dorka und Peter Zöller. Nach einem Grußwort von Bürgermeister Andreas Hundhausen ging Hubertus Hensel in seinem Beitrag der Frage nach: Ja hört das denn nie auf? Gemeint waren damit zunächst die Einwände der Kriegsgeneration, die schon lange nicht mehr gerne an jene Zeit erinnert werden wollen. Dabei zeichnete Hensel noch einmal die Schritte der Machtergreifung nach vor dem Hintergrund der Frage: Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Dies übertrug Hensel dann auf die heutige Situation, die in vielem der Situation damals gleiche, und stellte die Eingangsfrage in einen neuen Zusammenhang indem er an die zahlreichen Übergriffe und Drohungen rechtsgerichteter Politiker und Neofaschisten erinnerte und deren Sprache analysierte sowie an die letzten Attentate vor allem das in Halle, erinnerte. Ja hört das denn nie auf?
Dr. Johannes Pfeifer forderte in seinem Vortrag im Namen des Heimatvereins einen Stolperstein für Justus Kraemer vor der Villa Kraemer. Ein Stolperstein für die vielen Opfer der Euthanasie der Nationalsozialisten sei wohl mehr als angebracht, schlussfolgerte Pfeifer, nachdem er das Ergebnis seiner umfangreichen Recherchen zum Tode von Justus Kraemer präsentiert und dessen Leidensweg anhand der Aktenlage verdeutlicht hatte.
Abschließend trugen Carmen Kreuzer und Gitta Tielmann-Zöller einige Gedichte vor, in denen die Autoren mehr als deutlich daran erinnern, dass auch der Frieden nur eine Chance hat, wenn sich die Menschen aktiv darum kümmern.
Natürlich treffe das nicht nur für den Frieden zu, ergänzte Hensel, sondern in diesen Tagen ganz besonders auch für unsere Demokratie und Freiheit. Schon bei der nächsten Wahl werde sich möglicherweise eine wichtige Weichenstellung ergeben, daran sollten auch Protestwähler denken, damit es nicht, wie 1930, wieder in die falsche Richtung gehe.
Quelle: Verein