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Otto Wellnitz

Zur Geschichte des "jungen" Kirchener Heimatvereins e.V. aus dem Heimatblatt Nr. 25, Jahrgang 2009

Vorbemerkungen.

Unser 1984 gegründeter Kirchener Heimatverein kann im kommenden Jahr auf sein 25-jähriges Bestehen zurückblicken. Im Folgenden wird das Werden und Wachsen  des verhältnismäßig jungen Vereins in seinen ersten 15 Jahren in groben Zügen nachgezeichnet. Die folgenden zehn Vereinsjahre sollen in einer Fortsetzung im nächsten „Heimatblatt“ (Nr. 26) beschrieben werden.

Meine Darstellung erhebt nicht Anspruch auf Vollständigkeit. Auch möge die Leserschaft über gelegentlich subjektiv erscheinende Passagen hinwegsehen!

 

Zur Vorgeschichte

Nach dem Niedergang größerer Industriebetriebe und dem Abriss wertvoller Bausubstanz in der Ortsgemeinde Kirchen kommt zu Beginn der 1980er Jahre in weiten Bevölkerungskreisen Kirchens eine Grundstimmung auf, sich stärker in der Heimat zu engagieren und bestimmte Aufgaben selbst in die Hand zu nehmen. In Wehbach, wo mit der erwogenen Schließung des Freibades weiterer Verlust an Lebensqualität droht, findet ein am 30.09.1982 gegründeter Förderverein zur Baderhaltung unter der maßgeblichen Führung von Paul-Hermann Bitzer, Bruno Krummenerl und Heiner Karmann enormen Zulauf. Der hierbei entfachte Elan greift weiter. Er beflügelt den schon seit Jahren nach Gründung eines Heimatvereins für Wehbach strebenden Wilhelm Wagner, Hohenlimburg, zu neuen Taten. Der früher in Kircherhütte ansässig und u. a. bei der Friedrichshütte AG beschäftigt gewesene Wagner wirbt bei Besuchen bei älteren Wehbachern unablässig für sein Vorhaben.

Er knüpft auch Kontakte zu Herrn Horst-Günter Briel, Kirchen, der als freier Mitarbeiter der „Rhein-Zeitung“ beständig über lokalhistorische Ereignisse in der Lokalpresse berichtet und damit breiteres Interesse für Heimatgeschichte weckt.

Ein weiterer Impuls kommt Anfang 1983 von der damaligen FDP-Fraktion im Ortsgemeinderat Kirchen. Sie regt in einem Antrag eine konsequente Förderung des Tourismus und eine Belebung des Fremdenverkehrsvereins Kirchen an. Die FDP-Gemeinderatsfraktion unter dem Vorsitz von Ulrich Hebel führt dazu Verhandlungen mit dem damaligen Vereinsvorsitzenden, Herrn Erich Wagener (Freusburg), mit Betreibern von Gaststätten, Hotels und anderen Übernachtungseinrichtungen.

Auch die örtliche Verwaltung und die CDU als Mehrheitsfraktion im Ortsgemeinderat Kirchen werden aktiv. Friedel Schmidt (CDU) und Horst-Günter Briel laden mit Unterstützung der örtlichen Verwaltung heimatverbundene Kirchener Bürger zu einem Vorgespräch zwecks Gründung eines Heimatvereins am 20.05.1983 in das damalige Hotel „Kutscherstuben“ ein. 13 Personen erscheinen, unter ihnen Bürgermeister Fritz Greßnich, Kirchens Ehrenbürger und Altbürgermeister Paul Wingendorf (MdL) sowie zwei Vertreter des Westerwald-Vereins. In der Versammlung treten die unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen an einen zu gründenden Verein zu Tage. Verständigen können sich die Anwesenden schließlich auf folgendes: Es soll ein eigenständiger Heimatverein gegründet werden, der folgende Ziele verfolgt:

  • Sicherung von Zeugnissen der Lokalgeschichte und ihre Darstellung
  • Mitsprache und Einflussnahme bei evtl. Eingriffen in erhaltenswerte Bausubstanz in der Region

Letztere Zielsetzung geht u. a. auf eine Forderung von Prof. Dr. Ing. Herbert Euteneuer, Freusburg, zurück, der in der Versammlung jedoch persönlich nicht anwesend ist.

Am 20.09.1983 kommt es zu einem weiteren Treffen interessierter Heimatfreunde in der „Hüttenschenke“ in Wehbach, bei dem vor allem Eckpunkte für eine Vereinssatzung festgelegt werden.

Die offizielle Vereinsgründung

Sie findet in einer Versammlung am 21.03.1984 in der Gaststätte „Druidenhof“ in Offhausen statt. Hier wird auch die Satzung verabschiedet und ein Vorstand gewählt. Der Verein nennt sich danach „Kirchener Heimatverein (Verein für Orts- und Heimatkunde für Freusburg, Herkersdorf, Katzenbach, Kirchen, Offhausen, Wehbach und Wingendorf)“

Horst-Günter Briel wird 1. Vorsitzender, tritt jedoch nach nur sechs Wochen wegen aufgekommener Meinungsverschiedenheiten über die Verwendung eines relativ geringen Geldbetrages überraschend zurück und aus dem Verein aus.

Werner Stinner wird 1. Vorsitzender

Der bisherige 2. Vorsitzende, Werner Stinner, Kirchen, wird in einer Mitgliederversammlung am 18.09.1984 im Hotel „Zum Giebelwald“ in Freusburg zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt. Der Vorstand setzt sich danach wie folgt zusammen:

1.Vorsitzender: Werner Stinner (Kirchen)
1.stellvertr. Vors.: Franz Eisel (Kirchen)
2.stellvertr. Vors.: Otto Wellnitz (Wehbach)
Geschäftsführer: Horst Klasen (Wehbach)
Kassierer: Heinz Weber (Kirchen)
Beisitzer: Benno Solbach (Kirchen), Edmund Mertens (Herkersdorf), Dr. Wolf-Dieter Müller-Jahncke (Kirchen)

Die Ortsvorsteher der Gemeinde Kirchen bilden den Beirat des Vereins.

Geburtsstunde des „Heimatblattes“

In der Mitgliederversammlung in Freusburg wird u. a. angeregt, zum Ende eines jeden Kalenderjahres ein „Heimatblatt“ herauszugeben. In ihm sollen Geschehnisse in der Heimat aus Vergangenheit und Gegenwart beschrieben und kommentiert und damit gleichzeitig Aufmerksamkeit und Interesse auf den Heimatverein gelenkt werden. In der Erstausgabe heißt es hierzu: „Der Kirchener Heimatverein möchte nicht der wehmütigen Rückerinnerung frönen, er hat sich vielmehr zum Ziel gesetzt, sowohl nach rückwärts zu schauen, als auch an der Gestaltung der Zukunft heute mitzuwirken.“

Das Blatt soll eine abtrennbare Beitrittserklärung enthalten und allen Haushaltungen in der Gemeinde zugestellt werden.

Die Hauptaufgaben bei der Herausgabe der Nr. 1 fallen zwei Vorstandsmitgliedern zu. Benno Solbach stellt den neuen Verein in einem Leitartikel vor und übernimmt die Verantwortung für den Inhalt, Otto Wellnitz verfasst weitere Artikel und erreicht mit freundlicher Unterstützung durch Bürgermeister Fritz Greßnich, dass die Texte mit Hilfe einer Schreibmaschine der Verwaltung zu Papier gebracht und gedruckt werden. Bei der kostenlosen Verteilung an alle Haushaltungen engagieren sich am Jahresende 1984 alle Vorstandsmitglieder und ihre Familien, insbesondere auch die damaligen Ortsvorsteher als Beiratsmitglieder und weitere Heimatfreunde.

Für die Herausgabe der folgenden Nummern 2 bis 14 des „Heimatblattes“ setzt sich Werner Stinner nachhaltig ein. Deren Druck übernimmt unser Vereinsmitglied Volker Panthel, Freusburg.

Viel Schreib- und Satzungsarbeit sind anfangs erforderlich, damit die Ziele „eingetragener Verein“ und „Gemeinnützigkeit“ schließlich erreicht werden.

Bald gehen dem Heimatverein aus allen Ortsteilen dokumentarische Materialien zu (viele alte Fotos, alte Urkunden, Heimatliteratur, alte Handwerkzeuge, Geräte und Einrichtungsgegenstände). Darunter sind auch erste Großobjekte. Ein großes Strohschneidemesser, dessen Holzteile stark vermodert sind, arbeitet Mitglied Otto Urrigshardt, Wehbach, in mühevoller Kleinarbeit detailgetreu auf. Beigebracht wird auch ein zwei Quadratmeter großes Industriegemälde, das die zur Friedrichshütte AG. zählenden Betriebe zeigt. Das Bild ist heute im Erdgeschoss des Kirchener Heimatmuseums in der Abteilung „Industriebetriebe“ zu sehen. Es ist beim Abriss des Pförtnerhauses der Friedrichshütte durch den Heimatfreund Berthold Jung, Wehbach, vor der Vernichtung bewahrt worden. Der Schreinermeister Karl-Heinz Weber, Wingendorf, hat dazu einen neuen bildgerechten Holzrahmen geschaffen.

Die Beispiele zeigen, wie von vielen Bürgerinnen und Bürgern dem Heimatverein bereitwillig zugearbeitet und Exponate übereignet oder als Leihgaben zur Verfügung gestellt werden. Damit wird sehr bald die Frage nach der Aufbewahrung und Unterbringung der angehäuften Materialien akut.

Auf der Suche nach einer Bleibe

Bürgermeister Fritz Greßnich, der dem Verein von Anfang an sehr zugetan ist, stellt im Sommer 1985 seitens der Verwaltung für eine Übergangszeit einen Schulsaal in der damals leer stehenden früheren ev. Volksschule („Rote Schule“) zur Verfügung. Danach führen Werner Stinner und Horst Klasen immer wieder Gespräche mit der Verwaltung und Ratsvertretern, unterbreiten Vorschläge mit dem Ziel einer günstigeren Unterbringung. Dabei sind Räume in der Villa Kraemer, in der alten kath. Volksschule in Freusburg, in der alten Schule „Heringsburg“, im alten Kirchener Feuerwehrhaus in der Wiesenstraße und im Bürgerhaus in Wehbach im Blickfeld. Als die Bauarbeiten für den Rathaus-Neubau in Kirchen beginnen, muss im Frühjahr 1989 schließlich nach Wehbach umgezogen werden.

Eine Heimatstube im Wehbacher Bürgerhaus

Hier kann im Erdgeschoss des alten Gebäudes im Bürgerhauskomplex in einem früheren Fachraum und dem kleinen Lehrerzimmer daneben eine Heimatstube eingerichtet werden. Auf engstem Raum wird vieles von dem aufgebaut, was in fünf Jahren bereits gesammelt worden ist. Da dort für größere Objekte kein Platz vorhanden ist, lässt die Ortsgemeinde auf Veranlassung von Herrn Bürgermeister Greßnich dafür zusätzlich zwei Garagen aus Blech-Fertigteilen auf dem ehemaligen Schulhof aufstellen. Größere landwirtschaftliche Geräte werden mit Planen überdeckt in der Pergola des Bürgerhauses abgestellt. Die offizielle Eröffnung der Heimatstube erfolgt am 6. Okt. 1989. – Beim Umzug nach Wehbach und der Einrichtung der Heimatstube machen sich insbesondere der 1. Vorsitzende Werner Stinner, Geschäftsführer Horst Klasen und der Heimatfreund Willi Urrigshardt, Wehbach, durch ihren nimmermüden Einsatz verdient.

Schon in den Jahren vor dem Umzug bringt sich der Verein immer wieder durch Besuche von Museen, heimatgeschichtliche Vorträge (Benno Solbach), Dia-Vorträge (Werner Stinner) und kritischen Stellungnahmen zu aktuellen Vorhaben im Rahmen der damals laufenden Ortskernsanierung in Kirchen in Erinnerung. Bürgermeister Greßnich und Prof. Heichel, Bonn, informieren und diskutieren mit den Heimatfreunden in Zusammenkünften über Eingriffe in die bestehende Bausubstanz im Zusammenhang mit dem Rathaus-Neubau und den Bau der Umgehungsstraße Wehbach. Enorme Resonanz findet eine erste Ausstellung eines Teils der inzwischen gesammelten Exponate (Fotos, Postkarten Protokollbücher, Alben, Lagepläne, Heimatbücher, Gemälde usw.) am 5. März 1988 im damaligen Hotel-Restaurant „Kutscherstuben“ (heute „Da Vinci“) in Kirchen.

Der erste Heimattag

Die Präsenz des Heimatvereins im Bürgerhaus-Komplex in Wehbach bietet Gelegenheit zu regelmäßigen Öffnungszeiten der Heimatstube, vor allem aber zur Mitnutzung der Säle und der Küche im Pavillontrakt zur Durchführung von besonderen Ausstellungen. Eine erste findet nach Vorschlägen von Horst Klasen und Otto Wellnitz am 11./12.Aug. 1991 im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“ statt und ist posthum dem umfangreichen Schaffen des 1989 verstorbenen Wehbacher Hobbymalers und Heimatfreundes Clemens Lanfer gewidmet. An dieser ersten Ausstellung heimischer Künstler und Hobbykünstler beteiligen sich ferner Ursula Bähner geb. Lanfer, Margarete Lambertz, Kunibert Dornhoff, Karl-Heinz Junges und Barbara Rüth. Die Veranstaltung, bei der auch Getränke, Waffeln und  Reibekuchen angeboten werden, wird ein Erfolg. Die Heimatstube wird gut besucht, Gäste verweilen in den Ausstellungsräumen, hinterlassen Spenden, werden Mitglieder im Heimatverein. Der Vorstand beschließt, ähnliche Veranstaltungen nun in jedem Jahr durchzuführen und diese als Heimattage zu bezeichnen. Der „Tag der offenen Tür“ am 11./ 12. Aug. 1991 ist damit gleichsam der Geburtstag der bis heute jährlich erfolgreich gefeierten Heimattage unseres Vereins.

Sehr gut gelingen auch die Heimattage mit weiteren Künstlern und Hobbykünstlern im Spätsommer 1992 und 1993 in Wehbach. Sie führen dem Verein jeweils eine beachtliche Anzahl neuer Mitglieder und Förderer zu und erbringen gute Reineinnahmen.

Umzug von Wehbach nach Kirchen im Jahr 1994

Immer mehr Exponate sammeln sich beim Heimatverein an. Beisitzer und Architekt Albert Solbach, Äpfelbach, entwirft daher bereits im September 1991 einen Bauplan für eine Unterstellhalle, die an das alte Schulgebäude mit Heimatstube in Wehbach angebaut werden könnte. Dazu kommt es jedoch nicht. Schon Fritz Greßnich, von 1975 bis 1992 in Personalunion Bürgermeister der Orts- und Verbandsgemeinde Kirchen, stellt dem Heimatverein in Aussicht, im früheren Feuerwehrhaus im „Inken“ (Wiesenstraße) könne er eine dauernde Bleibe für ein angestrebtes Heimatmuseum finden. Im Jahr 1993 räumt die bisherige Pächterin, eine Geschenkartikel-Firma, das Gebäude. Die Chance, in der Mitte der Gemeinde ein Haus mit einer Ausstellungsfläche von rund 350 Quadratmetern zu bekommen, lässt sich der Vorstand nicht entgehen. Im April 1994 wird mit den Vorbereitungen des Umzugs begonnen. Alles wird neu gestrichen im alten Feuerwehrhaus. Die großen Garagenräume erhalten Fachwerkabtrennungen für vorgesehene Handwerkerstände. Dann erfolgt Zug um Zug mit tatkräftiger Unterstützung vieler den ganzen Sommer über der Umzug. Am Freitag, 23. September 1994, findet die feierliche Eröffnung statt, bei der Bürgermeister Günter Schönhof hervorhebt: „Kirchen kann stolz auf seinen Heimatverein sein, und der Heimatverein auf seinen Vorsitzenden Werner Stinner!“ In der Tat sind er es und seine engsten Mitarbeiter Horst Klasen, Ludwig Dietershagen und Werner Panthel (ab April 1994 Nachfolger als Geschäftsführer von Horst Klasen), die die Hauptlast beim Umzug tragen.

Nach der Einweihung finden am Sa./So., 24./ 25. Sept. 1994, rund ums neue Heimatmuseum Heimattage statt. Die in Wehbach begonnene Tradition wird somit in Kirchen fortgesetzt und bis auf den heutigen Tag beibehalten.

Vielfältige Aktivitäten unter dem Vorsitz von Werner Panthel

In den Folgejahren entwickeln sich der Heimatverein und das von ihm geführte Heimatmuseum weiterhin sehr positiv. Die Mitgliederzahl steigt beachtlich, auch befindet man sich in einer besonderen Phase des Sammelns. Aus der Bevölkerung gehen dem Verein verstärkt heimatgeschichtliche Objekte aller Art zu, die größtenteils im Museum präsentiert werden. Dabei wird dem Grundsatz Rechnung getragen: „Wenn ich etwas zur Verfügung stelle, will ich es hinterher auch sehen“. Dies führt schließlich in manchen Räumen des Museums zu einer Überhäufung mit Ausstellungsstücken, was Folgen haben wird, die in einer Fortsetzung im nächsten Heimatblatt beschrieben werden. In der Jahreshauptversammlung am 23.04.1996 wird der Vorstand turnusgemäß neu gewählt und setzt sich wie folgt zusammen:

1.Vorsitzender: Werner Panthel (Kirchen)
1.stellvertr. Vorsitzender: Werner Stinner (Kirchen) (+ 01.02.1998)
2.stellvertr. Vorsitzender: Edmund Mertens (Herkersdorf)
Geschäftsführer: Otto Wellnitz (Wehbach)
Kassierer: Bernd Seeger (Kirchen) (bis 31.12.1999)
Beisitzer: Horst Klasen (Wehbach) (+ 19.11.1998), Irmgard Maiß (Kirchen), Ludwig Dietershagen (Wehbach)

Werner Stinner, der den Verein fast 12 Jahre mit großem Engagement geführt hat, zieht sich – wie aus der Aufstellung ersichtlich – auf die Position des 1. Stellvertreters zurück und übergibt sein bisheriges Amt an Werner Panthel. Ihm zur Seite steht Otto Wellnitz als Geschäftsführer. Dieses Tandem setzt die erfolgreiche Arbeit des Paares Werner Stinner/Horst Klasen fort. Nach sehr einträglichen Spendenaktionen können zwei bei der früheren Firma Arnold Jung, Kirchen, gebaute Lokomotiven, eine Feldbahnlok und eine Druckluftlok für den Bergbau, käuflich erworben und in eigens errichteten Carports auf dem Freigelände beim Heimatmuseum aufgestellt werden. Möglich wird dies u. a. durch die großzügige und effektive Unterstützung der Kirchener Spedition Wolfgang Herrmann sowie die tatkräftige Hilfe vieler Helfer.

Durch den Tod von Werner Stinner und Horst Klasen verliert der Heimatverein im Jahr 1998 leider zwei wichtige Stützen. W. Stinner und H. Klasen, Geschäftsführer von 1984 bis 1994, haben in den Anfangsjahren mit ihrem übergroßen Engagement das Fortbestehen des Vereins gesichert und ihn später maßgeblich geprägt. Ähnliches gilt für den profunden Heimatkenner Benno Solbach, der uns stets beratend zur Seite stand und im Jahr 2000 verstirbt.

In der Zeit des Vorsitzes von Werner Panthel erhält das Freigelände am Museum eine stabile Einfriedung, ferner wird zügig eine gründliche Renovierung des Museumsgebäudes angegangen. Zu den veranschlagten Gesamtkosten von 240.000 DM für die Ortsgemeinde Kirchen als Eigentümerin des Hauses gewährt das Land aus Mitteln des Investitionsstocks einen Zuschuss von 100.000 DM. Besonderer Dank gebührt dafür MdL Franz Schwarz, Niederfischbach, der sich bei der Landesregierung in Mainz in der Angelegenheit zum Fürsprecher gemacht hat. Begonnen wird zunächst mit den Außenarbeiten am Gebäude. Als diese Ende Juni 2000 vor dem Abschluss stehen, wird das Gebäude in der Lokalpresse als „Schmuckstück“ bezeichnet. Noch aber stehen aufwändige Arbeiten im Inneren an, von denen in der bereits erwähnten Fortsetzung im nächsten Jahr berichtet werden soll.

Quellen: Akten des  Heimatvereins Kirchen e. V., Privatarchiv Otto Wellnitz

Anschriftenliste mit Personen, die für die Gründung eines Heimatvereins ansprechbar erscheinen.

Anwesenheitsliste zur Versammlung am 20.09.1983 in der „Hüttenschenke“ in Wehbach.

Otto Wellnitz

Aus der Geschichte des "jungen" Kirchener Heimatvereins e.V. aus dem Heimatblatt Nr. 26, Jahrgang 2010

Hinweis: Unter der gleichen Überschrift war wegen des bevorstehenden 25-jährigen Vereinsjubiläums im Jahr 2009 bereits im letzten „Heimatblatt“ (Nr. 25) über die ersten 15 Jahre berichtet worden. In der vorliegenden Ausgabe wird nunmehr das Vereinsgeschehen der nächsten 10 Jahre beleuchtet. Dabei erhebt meine Darstellung nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.

Mit den Kirchener Heimattagen 1999 am 11./12. September feiert der Heimatverein rund um unser Heimatmuseum bei idealem Spätsommerwetter zugleich sein 15-jähriges Bestehen. Die Veranstaltung wird ein Erfolg. Im Museum stellen Hobbykünstler/innen aus, Frauen und Männer demonstrieren in anderen Räumen ihre Fertigkeiten in alter Handwerks- und Handarbeitskunst. Besucher strömen in Scharen herbei. Die Brüder Karl und Michael Stark treten zur Unterhaltung der Gäste als Gesangsduo auf und erleben von Beifall überschüttet als „Kirchener Herzbuben“ eine glänzende Premiere vor heimischem Publikum. In der Vereinskasse verbleibt ein ansehnlicher Überschuss.

Der Vorstand könnte in Selbstzufriedenheit leben, wenn da nicht kritische Hinweise unseres damaligen Landrats, Dr. Alfred Beth, gewesen wären. Dieser hatte bei seinem Gang durch das Heimatmuseum gegenüber Vorstandsmitgliedern sinngemäß kritisch geäußert, zu viele Exponate, oftmals der gleichen Art, seien zu einem Sammelsurium angehäuft und vermittelten eher den Eindruck einer Rumpelkammer. Zugleich hatte er aber helfend angefügt: „Ich nehme Kontakt zum Direktor des Landesmuseums in Koblenz auf und werde ihn bitten, er möge nach Kirchen kommen und Sie beraten“.

Die Hinweise Dr. Beths stoßen eine Vielzahl von Diskussionen, Gesprächen, Beratungen, Besichtigungen und alle möglichen Aktivitäten an, die schließlich in einem Zeitraum von über 5 Jahren durch Umsetzung einer neuen Konzeption zur Neugestaltung im Innern des Museums führen. Aber der Weg bis dahin ist lang und mühevoll.

Auf dem Weg zu einem neu gestalteten Museum

Am 7.10.1999 besucht Dr. Ulrich Löber, Direktor des Landesmuseums Koblenz, unser Heimatmuseum. Am Ende seines Rundgangs stellt er zusammenfassend fest: „Das Museum schreit nach Ordnung!“. Abhilfe kann nur durch ein klares Profil für eine Neukonzipierung geschaffen werden. Dabei muss die Frage im Vordergrund stehen: Was ist typisch für Kirchen? Nach Meinung von Dr. Löber könnten dies die Sachbereiche Lokomotivfabrik Jung-Jungenthal, Bergbau und Hüttenwesen sowie Haubergswirtschaft und Ledergewinnung sein. Auf seine Empfehlung hin besichtigen Vorstandsmitglieder am 10.11.1999 das Museum „Leben und Arbeiten im ‚Blauen Ländchen‘ “ in Nastätten (Taunus) und das Museum der Stadt Haiger, in denen erarbeitete Konzepte vorbildlich umgesetzt sind. Später folgt noch eine Besichtigungsfahrt zum Stiftsmuseum in Treis-Karden.

Die Neukonzipierung in Kirchen soll nach dem Willen Dr. Löbers künftig der junge Volontär Dr. Ulrich Morgenroth vom Landesmuseum Koblenz begleiten. Nachdem dieser unser Heimatmuseum besichtigt hat, kommt er zu gleichen Schlussfolgerungen wie sein Chef. In der gut besuchten Jahreshauptversammlung am 28.3.2000, in der auch der nachfolgend aufgeführte Vorstand neu gewählt wird, stimmen die anwesenden Mitglieder einer Neugestaltung des Museums grundsätzlich zu.

 

Vorstand des Kirchener Heimatvereins e. V.

1. Vorsitzender: Werner Panthel (Kirche)
1. stellvertr. Vorsitzender: Edmund Mertens (Kirchen-Herkersdorf)
2. stellvertr. Vorsitzender: Gerhard Baldus (Kirchen)
Geschäftsführer Helmut Ermert (Kirchen)
Stellvertr. Geschäftsführer: Karlheinz Latsch (Kirchen)
Kassierer: Klemens Kipping (Kirchen)
Stellvertr. Kassierer: Birgit Wingendorf (Kirchen)
Beisitzer: Ludwig Dietershagen (Wehbach), Rudolf Otterbach (Kirchen-Herkersdorf), Helmut Steckenstein (Kirchen)

In der Jahreshauptversammlung am 20.9.2001 legt dann Werner Panthel aus gesundheitlichen Gründen den 1. Vorsitz nieder. Zum neuen 1. Vorsitzenden wird Hubertus Hensel (Kirchen) gewählt.

Die Arbeiten im Innern des Museums werden hinausgezögert, denn noch ist die Außenrenovierung des Gebäudes nicht abgeschlossen. Ihr Ende wird zwar am 6.7.2000 feierlich begangen, wegen anstehender Folgearbeiten kann das Museum jedoch erst am Tag vor dem 2./3.9.2000, dem Kreisheimattag in Kirchen, für Besucher wiedereröffnet werden.

In den nächsten Monaten wendet sich der neue Vorstand insbesondere der Umsetzung des neuen Museumskonzeptes zu. Arbeitsgruppen werden gebildet, die mit der Inventarisierung aller im Museum vorhandenen Gegenstände beginnen. Das Vorhaben kommt schleppend voran und wird daher schließlich abgebrochen. Alle Kräfte werden für ein sichtbares Vorankommen bei der Umgestaltung des Museums benötigt.

Notwendige bauliche Veränderungen im Museum

Ende des Jahres 2001 wird mit notwendigen Umbauarbeiten für das neue Museumskonzept im Keller- und Erdgeschoss des Gebäudes begonnen. Zuvor werden dazu die hier bisher untergebrachten Großgeräte in Räumlichkeiten im früheren Verwaltungsgebäude der Friedrichshütte in Wehbach ausgelagert und müssen später von dort in Garagen beim Freibad verbracht werden. Verantwortung bei der Planung und Bauleitung für die notwendigen Umbauarbeiten übernehmen in dankenswerter Weise Herr Reifenrath (Bauamt Kirchen) und unser Vereinsmitglied, der Architekt Helmut Käsinger, Wehbach.

In den Jahren 2002 bis 2004 werden die Umbauarbeiten im Museumsgebäude konsequent fortgeführt. Eine vom Keller- ins Erdgeschoss führende Stahlbetontreppe wird errichtet, wobei sich unser Mitglied Günter Schuhen, Offhausen, verdient macht. Bevor mit weiteren Arbeiten begonnen werden kann, müssen Bilder, Bildtafeln, Akten, Bücher und allerlei Kleinexponate in Kartons verpackt und vorübergehend in der Villa Kraemer oder ins Dachgeschoss des Museums verlagert werden. Danach werden Zwischenwände entfernt, neue Elektro- und Sanitärinstallationen vorgenommen, eine zeitgemäße Toilettenanlage geschaffen. Alle Räume erhalten einen neuen Anstrich und die meisten von ihnen neue Fußböden.

Tüchtige Helferinnen und Helfer

Die Wiedereinrichtung der hergerichteten Räume erfolgt sukzessive nach Baufortschritt. Hierbei sind viele Helferinnen und Helfer nötig. Die einzelnen Sachbereiche werden vornehmlich gestaltet von:

  • Wohnen früher – Liesel Klasen, Ruth Stahl
  • Handwerk früher – Toni Christ, Ludwig Dietershagen, Rudolf Otterbach, Eberhard Blecker
  • Landwirtschaft und Hauberg – Toni Christ, Ludwig Dietershagen, Rudolf Otterbach
  • Bergbau – Pfarrer i. R. Hans Fritzsche (†), Günter Schuhen u. a. errichten einen Stolleneingang
  • Friedrichshütte Wehbach – Willi Stahl, Otto Wellnitz
  • Lokomotivfabrik Jung-Jungenthal – Eberhard Blecker, Werner Panthel (†)

Bei der Ausgestaltung des letzten großen Raumes im Obergeschoss zu einer Art Bildergalerie der Ortsteile Kirchens bringen sich die Ortsvorsteherin aus Freusburg und die Ortsvorsteher aus Herkersdorf, Katzenbach und Offhausen mit ihren Teams besonders ein. Die Ausstellungsflächen für Wehbach und Wingendorf gestalten Willi Stahl und Otto Wellnitz und die für Kirchen Fritz Simon und Werner Panthel (†).

Geschäftsführer Helmut Ermert

An dieser Stelle müssen die herausragenden Leistungen des 1. Geschäftsführers Helmut Ermert gewürdigt werden. Von Anfang an ist er aufgeschlossen für die Neukonzipierung und setzt sich engagiert und mit Nachdruck dafür ein. Mit seinem Führungs- und Organisationstalent überwindet er zielbewusst die vielen großen und kleinen Hindernisse, die sich ihm und den Arbeiten der Helferinnen und Helfern in den Weg stellen. Ihm ist es zu einem Großteil zu verdanken, dass am 7./8.5.2005 nach mehr als dreijähriger Bauzeit die feierliche Wiedereröffnung des für rund 190.000,– EUR umgestalteten Heimatmuseums erfolgen kann. Die Festrede in einem 300-Mann-Zelt hält Roland Härtel, Staatsekretär im rheinl.-pfälz. Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur. Die Gäste, unter ihnen Landrat Dr. Beth und Dr. Löber, äußern sich ebenso wie viele spätere Besucher lobend über das neu gestaltete Heimatmuseum der Stadt Kirchen. In Regionalzeitungen kann man lesen: „Kirchens ‚Schmuckkästchen‘ ist jetzt fertig“.

Sonstige Aktivitäten des Heimatvereins

Der bisherigen Darstellung ist zu entnehmen, in welch starkem Maße die Neugestaltung des Heimatmuseums Kräfte im Heimatverein gebunden hat. Dennoch finden alljährlich die schon zur Tradition gewordenen Ausflugsfahrten und Heimattage bei guter Beteiligung der Mitglieder und sonstiger Heimatfreunde statt. Rechtzeitig zur Adventszeit erscheint regelmäßig das Kirchener „Heimatblatt“. Auch tritt der Verein mit externen Ausstellungen, Vorträgen und Veröffentlichungen immer wieder an die Öffentlichkeit. In den Jahren 2000 – 2003 werden heimatkundliche Schülerwettbewerbe ausgeschrieben, denen Preisgelder aus dem „Christian-Fischbach-Preis“ zufließen, den ein bekanntes Kirchener Mitglied 1998 eigens zu diesem Zweck gestiftet hat. Nachlassendes Interesse der Schulen führt zur Beendigung des Schülerwettbewerbs.

In den Jahren 2005 – 2009 wird das neu gestaltete Heimatmuseum insbesondere von Schulklassen und Besuchergruppen aus nah und fern durchweg gut besucht. Wechselnde Sonderausstellungen erhöhen zusätzlich seine Attraktivität. In der Adventszeit öffnen Gerhard Baldus und Hubertus Hensel die Museumstore für Kinder und stimmen sie hier auf Weihnachten ein.

Auf dem Freigelände beim Museum wird am 31.3.2005 eine große, 3 Meter hohe Gießpfanne als Sinnbild für das frühere Hüttenwesen in der Region aufgestellt. Sie findet durch Vermittlung des früheren SZ-Redakteurs Horst Günther Koch ihren Weg nach Kirchen.

Im Mai 2006 erhält der Heimatverein das wertvolle Privatarchiv des am 13.11.2005 verstorbenen Heimatkenners und Hobbyhistorikers Heinz Stoessel, Kirchen. Um es geordnet unterbringen zu können, zimmern die unermüdlichen Helfer Eberhard Blecker und Toni Christ dafür über 40 lfm Regale in ein kleines Dachgeschosszimmer.

Richtfest der Museumsscheune am 8.9.2007

Der bereits weiter vorne benannte Helferstamm, vergrößert um Walter Fechtner, Wendel Zelmer und Alois Klemens, wird wieder benötigt, um die auf dem Freigelände beim Heimatmuseum in Fachwerk-Bauweise errichtete Museumsscheune weiter auszubauen. In ihr sollen die noch in Wehbach in Garagen untergebrachten Großgeräte Unterstellung finden, sobald die Scheune das noch fehlende Tor erhalten hat.

Wir beklagen den Tod zweier überaus verdienter Mitglieder. Am 20.6.2007 verstirbt plötzlich und unerwartet unser früherer 1. Vorsitzende Werner Panthel im Alter von 69 Jahren. Am 17.8.2008 stirbt im Alter von 94 Jahren in Calw/Schwarzwald unser Ehrenmitglied Pfarrer i. R. Hans Fritzsche.

In der Jahreshauptversammlung am 20.3.2009 werden zahlreiche Mitglieder für ihre 25-jährige Mitgliedschaft geehrt. Helmut Ermert, hoch verdienter 1. Geschäftsführer von 2000 – 2009, scheidet auf eigenen Wunsch leider aus dem Vorstand aus. Ein Nachfolger wird nicht gefunden.

Die Vorbereitungen zum 25-jährigen Jubiläum, das im Rahmen der Heimattage 2009 am 12./13.9.2009 rund ums Heimatmuseum gefeiert wird, lasten daher schwer auf dem verkleinerten Vorstand um den 1. Vorsitzenden Hubertus Hensel. Das Fest, u. a. mit einem Sternmarsch der Musikvereine in der Stadt Kirchen und einer „Nacht der Gaukler“, wird bei idealem Spätsommerwetter und dank der Mitwirkung vieler Ortsvereine und des selbstlosen Einsatzes vieler treuer Helferinnen und Helfer ein großer Erfolg. Dies stärkt die Vereinsführung in der Hoffnung, auch die mannigfaltigen Herausforderungen in den nächsten Jahren erfolgreich bestehen zu können.

Quellen: Privatarchiv des Verfassers