Titus Dittmann zu Gast: Was der Kirchener Heimatverein alles zum runden Geburtstag plant

Dr. Johannes Pfeifer (l.), Eva Fischer und Hubertus Hensel freuen sich auf die Heimattage. Dann wird in der Werkstatt Schuhmacherhandwerk zu sehen sein                           Foto: Nadine Budereit

Darbietungen alter Handwerkskunst und Livemusik werden geboten und auf Kinder und Jugendliche warten eine Skateboardrampe und Tipps von Titus

Von Nadine Buderath                                                                               SZ  3.Juli 2024

 

KIRCHEN. Seine Wandlungsfähigkeit und seine Fähigkeit, große Projekte anpacken zu können, hat der Kirchener Heimatverein über die vergangenen Jahrzehnte mehrfach unter Beweis gestellt. Und heute, so sagt der 1. Vorsitzenden Hubertus Hensel, ist der Verein „offener geworden als jemals zuvor“. Verstaubt? Kein bisschen. Das wird man auch mit dem Heimattag 2024 zeigen. Der wird Besonderes bieten – denn: In diesem Jahr feiert der Verein seinen 40. Geburtstag.

Zwei Tage, am Samstag, 6. Juli, und am Sonntag, 7. Juli, wird es am und im Heimatmuseum rund gehen. Hubertus Hensel, der 2. Vorsitzende Dr. Johannes Pfeifer und Eva Fischer (stellvertretende Kassiererin) haben jetzt das Programm vorgestellt.

Los geht es am Samstagabend. Die Band „@coustics“ wird für beste Livemusik sorgen. Einlass ist ab 18 Uhr, die „feine Herrenband“ startet um 20 Uhr. Die – im Vorverkauf preiswerteren – Tickets sind zu haben bei EP Peter, dem Blumenhaus Schüller, der Sparkassenfiliale Kirchen, bei Schreibwaren Decku und in der Hüttenschenke. Außerdem gibt es eine Abendkasse.

Dass am Sonntag dann eine Besonderheit für Kinder und Jugendliche auf dem Programm steht, darauf weist schon ein Anhänger hin, der auf dem Platz gegenüber des Museums parat steht. Dieser lässt sich nämlich in eine kleine Skateanlage umwandeln – und natürlich soll die Rampe dann auch ordentlich unter die Boards genommen werden.

Und wer wäre besser für einen Skateboard-Workshop geeignet als Titus Dittmann? Dittmann, Pionier des Sports in Deutschland, ist ein „Kirchener Jung“. Und: Er ist seit einiger Zeit Mitglied des Vereins, dem er gleich mal versprochen hat: „Ich werde dafür sorgen, dass junge Leute ins Heimatmuseum Kirchen kommen.“

Gemeinsam mit einem Team von „skate-aid Westerwald“ wird der kostenlose Workshop für Kinder und Jugendliche angeboten. Einfach mal ausprobieren, so das Motto. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich – wer mitmachen will, kann zwischen 11 und 17 Uhr vorbeikommen. Skateboards und Schutzausrüstungen sind vorhanden. Aber das ist natürlich nicht alles. An dem Festsonntag wird um 12 Uhr das Stadtorchester Kirchen aufspielen und im Laufe des Tages übernimmt DJ Hansi.

Zudem werden am und im Museum an der Wiesenstraße Darbietungen aus verschiedenen Handwerksbranchen zu sehen sein. Kleine und große Besucherinnen und Besucher können z. B. einem Hufschmied und dem Kettensägen-Künstler Robin Rosenthal über die Schulter schauen oder in der Werkstatt traditionelles Schusterhandwerk bewundern.

Gerhard Baldus wird zudem Waffeln kredenzen, die auf einem alten Ofen gebacken wurden. Ohnehin ist für das leibliche Wohl bestens gesorgt: Als traditionelles Gericht wird Braten mit Kartoffelpüree und dicken Bohnen angeboten, zudem gibt es Pommes, Würstchen sowie Kaffee und Kuchen. Dass an dem Tag auch Siegtal pur stattfindet, sieht man dabei eher als Chance. „Man kann auch mal einen Abstecher zum Heimatmuseum machen“, so Hensels Einladung an die Radler. Der Vorsitzende, der der Stadt für stete Unterstützung dankt, nutzt den Ausblick auf die Heimattage aber auch, um einen kurzen Blick auf die Historie des Vereins zu werfen und auf einige Höhepunkte aus vier Jahrzehnten.

Offiziell gegründet wurde der Kirchener Heimatverein am 21. März 1984 im Druidenhof in Offhausen. In den Anfangszeiten habe es dabei durchaus Debatten über dessen Ausrichtung gegeben: Sollte es ein Verschönerungsverein sein oder ein Geschichtsverein? Hubertus Hensel unterstreicht: „Der Heimatverein ist ein Geschichtsverein.“ Von Anfang an gehörte es zu den Aufgaben, alte Fotos, Urkunden, Literatur sowie z. B. Werkzeuge und Alltagsgegenstände aus der Heimatregion zu sammeln und zu bewahren. Eine erste Heimatstube konnte in Wehbach eingerichtet werden. Anfang der 1990er-Jahre erfolgte dann der Einzug ins ehemalige Feuerwehrhaus an der Wiesenstraße. Dort erfolgte dann auch die Neukonzeption des Heimatmuseums. Ein Höhepunkt in der Vereinshistorie war sicherlich der Umbau des Hauses – rund fünf Jahre dauerten die Arbeiten, die Wiedereröffnung fand 2005 statt. Bei der Vielzahl an Exponaten blieb Platz dennoch wertvoll und so wurde der nächste Kraftakt gestemmt: der Bau der Museumsscheune. Über 50.000 Euro flossen in die Umsetzung. Sicher auch noch vielen im Gedächtnis: Der legendäre Transport einer Jung-Diesellok, die als Erinnerung an Jung-Jungenthal dient.

Und dann sind da natürlich noch die vielen regelmäßigen Aktionen. „Ein Highlight ist auch das jährlich erscheinende Heimatblatt“, betont Hubertus Hensel. Enorm, wie sich dieses in Sachen Layout und wissenschaftlichem Anspruch über die Jahre gewandelt hat. Dazu kommen etwa die historischen Stadtrundgänge und die Erinnerungsveranstaltungen zur Pogromnacht am 9. November.

Zum Bedauern aller sind größere Ausflüge seit Corona etwas eingebrochen. Diese will man, vielleicht mit anderen Vereinen gemeinsam, möglichst wieder aufleben lassen. Für die Heimattage gibt es also auf jeden Fall genug Gesprächsstoff – aus Vergangenheit und Zukunft.