Heimatverein wird bald dauerhaft an die große Vergangenheit der Stadt Kirchen erinnern
Die Millionärsgräber auf dem kath. Friedhof werden beim historischen Weg durch Kirchen eine Sonderrolle einnehmen.
thor Kirchen. „Am Ende wird eh immer alles gut.“ So würde es jetzt Comedian Bastian Bielendorfer ausdrücken, hätte er dieses Projekt in der Stadt Kirchen vor Augen. Es geht um den historischen Weg, an dem der Heimatverein schon seit vielen Jahren tüftelt. Und mag in Zeiten einer Pandemie doch nach wie vor vieles ungewiss sein, so darf man verhalten optimistisch sein, dass diese dauerhafte Erinnerung an Kirchens große Vergangenheit noch in diesem Jahr etabliert wird. Davon ist Sven Wolff jedenfalls fest überzeugt.
Es war ein kluger Schachzug des Heimatvereins um Hubertus Hensel (Vorsitzender) und Dr. Johannes Pfeifer (Beisitzer), den Touristik-Beauftragten und „Vereins-Kümmerer“ der Verbandsgemeinde mit ins Boot zu holen. Mit ihm kam der richtige Schwung in die Sache. Gerade für Hensel wird mit Realisierung des historischen Wegs ein Herzenswunsch in Erfüllung gehen, hatte er doch schon vor vielen Jahren gemeinsam mit Pfarrer Hans Fritzsche (†) erste Texte zu Stationen entwickelt.
Wie reichhaltig die Kirchener Geschichte ist, erfuhren einige Interessierte bei einem „Testlauf“ vor etwas mehr als zwei Jahren. Im Rahmen der „Woche der Demografie“ hatte der Heimatverein zu einem Rundgang von der Bahnhofstraße bis ins Oberdorf eingeladen. Und trotz abendlicher Dunkelheit war dieser Spaziergang wahrlich augenöffnend. Dass es in Kirchen viele alte, schmucke Häuser gibt, die an die Zeit der Millionäre erinnern, ist hinlänglich bekannt. Die – teils überaus spannende – Historie dahinter kennen allerdings nur die allerwenigsten.
Nach Angaben von Pfeifer sind insgesamt 30 bis 35 Stationen geplant, beginnend an der Bahnhofstraße, wo einst u. a. die Bergverwaltung residierte. Er ist momentan dabei, die passenden Fotos für den historischen Weg zu sichten – angesichts Tausender Optionen im Archiv nicht gerade eine dankbare Aufgabe. Zusammen mit einem kurzen Text werden sich die ausgewählten Bilder auf kleinen Informationstafeln wiederfinden. Dort soll aber auch ein QR-Code platziert werden. „Über den können ausführlichere Texte abgerufen werden“, sagt Pfeifer.
Hier kommt es dann zur Kooperation mit dem Geopark Westerwald-Lahn-Taunus, die von Sven Wolff angestoßen wurde. „Wir werden uns am Layout orientieren und dort auch eine Datenbank hinterlegen“, so der Touristiker. Das werde auch schon in Daaden mit Erfolg praktiziert. Zudem könne der Weg so überregional beworben werden. Wolff: „Für mich ist der Geopark eine Dachmarke, die wahrgenommen wird.“
Die Tafeln sollen größtenteils an den Altstadt-Laternen befestigt werden, so ist man nicht zwingend auf die Zustimmung der jetzigen Hauseigentümer angewiesen. Laut Pfeifer wird der Weg aber auch auf Verlorenes hinweisen, denn etliche prächtige Villen sind im Laufe der Jahrzehnte verschwunden. Von der Bahnhofstraße aus wird die Entdeckungstour über die Lindenstraße, die Schulstraße und die Hauptstraße führen. Der höchste Punkt ist jene Stelle, wo einst das Amtsgericht stand. Dann geht es wieder talwärts, durch den Inken mit dem Heimatmuseum, vorbei an der ev. Kirche zum Friedhof mit den Millionärsgräbern. Die sollen aber im Zusammenhang mit dem historischen Weg eine Sonderrolle einnehmen, so Pfeifer – wie genau, müsse noch geklärt werden. Über die Brückenstraße wird schließlich wieder die Bahnhofstraße erreicht.
„Für mich ist der Geopark eine Dachmarke, die wahrgenommen wird.“
Sven Wolff Touristiker VG Kirchen
Der Heimatverein muss für dieses ambitionierte Projekt übrigens „nur“ eine Menge ehrenamtliche Arbeit aufbringen, aber kein Geld. „Die Kosten werden komplett von der Stadt übernommen“, kündigte Bürgermeister Andreas Hundhausen an. Den Posten schiebe man ohnehin seit geraumer Zeit von einem Haushaltsjahr zum nächsten.
Zum Artikel – bitte SZ anklicken: SZ vom 14.01.2022