gum ■ „Begegnungen“ – passender könnte der Titel der Fotoausstellung, die am Sonntag um 14 Uhr im Heimatmuseum, Kirchen, Wiesenweg 7, eröffnet wird, nicht sein. Er hat sie alle kennengelernt, der Fotograf Uwe Möntmann. Die Großen der Musikgeschichte, deren legendäre Musik bis heute weiterlebt, aber auch Schriftsteller und viele andere prominente Persönlichkeiten. Es sind die Begegnungen mit Menschen, die seine fotografischen Projekte dominieren. Menschen, die durch ihre Leidenschaft für das, was sie tun, auffallen und uns eben diese in Form ihrer inspirierenden Persönlichkeit und wunderbaren Arbeiten zurückgeben. Sie alle haben unsere Gesellschaft geformt, machen sie lebenswert und zu dem, was sie ist.
Auf über zwanzig Fotos aus den 70er- Jahren hat Uwe Möntmann seine Begegnungen mit den Menschen, die ihn faszinierten, festgehalten. Bis heute ist die Leidenschaft zur Fotografie und zur Musik dem Künstler anzumerken, und seine unterhaltsamen Kommentare zu den einzelnen Darstellungen zeichnen ein Bild nicht nur der Personen auf den Fotos, sondern auch das des bewegten Lebens von Uwe Möntmann. Er reiste durch Europa und begleitete Bands vor und hinter der Bühne. Immer dabei: sein unscheinbarer kleiner Fotoapparat, eine gebrauchte Leica III, flach wie eine Blockschokolade. „Wenn ich vor den Leuten im Konzert stand, fiel ich damit gar nicht auf.“ Das Plakat zur Ausstellung zeigt den legendären, unvergesslichen, aber auch unnahbaren Musiker Frank Zappa („Shut Up And Play Yer Guitar“), den nicht zuletzt auch Möntmanns Foto unsterblich gemacht hat.
Stark beeindruckt hat ihn die US-amerikanische Lyrikerin, Punk- und Rockmusikerin Patti Smith, die ihm ein Interview gab, das erste in Deutschland überhaupt, bei dem auch der britische, damals noch ganz schüchterne Musikjournalist Alan Bangs zugegen gewesen sei.
Eine verzerrte und verfremdete, kraftvolle Patti Smith ist abgelichtet unter dem Titel „Space Money“. Eine 2005 geschossene Aufnahme von der Musikerin in Bayreuth zeigt eher als „Zufallstreffer“ im Hintergrund Angela Merkel und Joachim Sauer als Gäste der Schlingensief-Inszenierung des „Parsifal“. Über Jahrzehnte hat Möntmann die Künstlerin begleitet, der Kontakt war immer da. „Patti hat meine Fotos gesehen und sie in ihre Gedichtbände mit hineingenommen.“ New York, das war seine Stadt, darauf war er immer konzentriert. „Die Stadt hat uns damals alle umgehauen. Pink Floyd, Emerson Lake And Palmer und dann auf einmal der Break, die Musikstücke wurden immer kürzer. Da musste ich mit meiner Leica aufpassen. Ich hatte nur 36 Bilder, wann lege ich los, wann nicht? Bis ich den Film gewechselt hatte, war das Konzert vorbei. Es gab keinen Rückspulknopf, ich musste drehen und den Film rausholen“, erzählt Möntmann lebhaft und demonstriert den Vorgang anhand seiner Kamera.
Beim gemeinsamen Abendessen mit einem von Gästen belästigten und schlecht gelaunten Lou Reed gelang ihm eines seiner legendären Fotos, als der Sänger sich eine Zigarette anzündete und Möntmann genau im richtigen Moment auf den Auslöser drückte. Auch die Begegnungen mit dem Poeten Allen Ginsberg auf dem Oktoberfest, ein Treffen mit dem Autor Richard I. Wagner, mit Deutschlands berühmtestem Barkeeper Charles Schumann, dem Schriftsteller Walter Mehring sowie den Ramones in „Max‘s Kansas City“ in Los Angeles, all dies hat er für immer festgehalten.
Etwas ganz Besonderes und eine wunderbare Liebeserklärung ist ein Porträt von Möntmanns Gattin Susanne, aufgenommen in einem 2CV. Das Foto ist tituliert, angelehnt an das Lied von Serge Gainsbourg, mit „Sanne, Vous êtes bien belle“! Neueren Datums sind digitale Farbaufnahmen verschiedenster Pflanzen, wie einer Glyzine, umrahmt von Wasserblasen, die eher an Gemälde als an Fotos erinnern und den Betrachter ganz sicher in ihren Bann ziehen werden.
Uwe Möntmann, Fotoausstellung „Begegnungen“.
Ab Sonntag, 12, Januar, bis vorauss. Juni,
Heimatmuseum Kirchen, Wiesenstraße 7,
Öffnungszeiten: jeweils die ersten drei Sonntage im Monat, 14 bis 17 Uhr,
für Gruppen auf Anfrage
unter Tel. (0 27 41) 6 35 43.