Titus will junge Leute ins Museum locken

Der Heimatverein Kirchen hat prominente Verstärkung bekommen. Skateboard-Pionier Titus Dittmann will nun junge Menschen für dessen Arbeit begeistern. Was im Verein derzeit noch ansteht

Von Achim Dörner , Siegener Zeitung 21. März 2024

KIRCHEN. Die Gaststätte Waldhof in Herkersdorf: Hubertus Hensel berichtet schon eine ganze Weile darüber, was der Heimatverein Kirchen zuletzt gemacht und was er demnächst vorhat. Plötzlich rumpelt es, eine Nebentür geht auf – und Titus Dittmann samt Gattin platzen in die Jahreshauptversammlung.

Wobei: Platzen ist nicht der richtige Begriff. Schließlich ist Titus Dittmann – Skateboard-Pionier und Unternehmer aus Münster – seit Kurzem Mitglied im Kirchener Heimatverein. Und er sei vorhin noch im Heimatmuseum gewesen, berichtet er. „Das hat mich so was von motiviert!“, wird er am Ende der Versammlung sagen.

Eberhard Dittmann, seit Kindesbeinen Titus gerufen, ist in Kirchen aufgewachsen. Ab Ende der 70er-Jahre brachte er das Skateboard nach Deutschland – und ist auch heute noch, mit 75 Jahren, eine Kultfigur in der Szene. Einer seiner engsten Jugendfreunde ist Dr. Johannes Pfeifer, stellvertretender Vorsitzender des Heimatvereins Kirchen. Und die beiden schauten sich an diesem Tag eben auch das Museum an.

Warum das alles wichtig für den Heimatverein Kirchen ist? Weil Titus Dittmann seinen neuen Vereinsfreunden etwas verspricht: „Ich werde dafür sorgen, dass junge Leute ins Heimatmuseum Kirchen kommen.“

Und genau das täte dem Verein gut. Einerseits meinte der Vorsitzende Hubertus Hensel: „Wir brauchen noch mehr Gruppen.“ Andererseits stellt sich dem Heimatverein auch immer wieder die Mitgliederfrage. Zwar ist man mit 317 weit davon entfernt, in den kritischen Bereich zu rutschen. Allerdings ist die Altersstruktur deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt. Heißt: Der Heimatverein Kirchen verliert zwangsläufig jedes Jahr so manches Mitglied auf natürliche Weise.

Hier gilt es gegenzusteuern – was auch mit einer anderen Initiative gelingen soll. Mitglieder werben Mitglieder: So könnte man das Programm nennen, bei dem Hubertus Hensel zuletzt mit gutem Beispiel vorangegangen ist. Und weil er 2023 für die meisten Neuankömmlinge verantwortlich war, wurde er mit einem Gutschein belohnt.

Belohnt wurden auch diejenigen, die dem Verein nun seit 25 Jahren die Stange halte. Zwar waren nur zwei der 14 Jubilare anwesend, Peter Stinner und Uwe Bronnert, doch sie durften sich nicht nur über eine Urkunde, sondern auch über ein Poster freuen. Das hat Künstlerin Siegrid Pieroth für den Heimatverein gestaltet – und es zeigt gleich mehrere Motive aus Kirchen, etwa den Druidenstein oder die Villa Kraemer.

Aber auch die übrigen „25er“ bekommen noch ihr Exemplar: Georg Stinner, Gisela Windhagen, Rolf Weber, Susanne Fröhlich, Dieter Latsch, Dieter Schaumann, Werner Schäfer, Jonas Baldus, Dorothea Baldus, Meike Baldus, Henrike Hebel und Jens Kuhns.

Doch was hat der Heimatverein Kirchen in diesem Jahr vor? 2024 steht im Zeichen des 40-jährigen Bestehens. Wichtigster Termin ist das Wochenende 6./7. Juli. Dann findet der Heimattag rund ums Museum und die Museumsscheune statt.

Am Samstagabend gibt es ein Konzert mit der Band @coustics. Am Sonntag wird traditionell gefeiert. Da an diesem Tag auch Siegtal pur stattfindet, hoffen die Heimatfreunde darauf, dass der ein oder andere Radfahrer einen Abstecher zum Museum macht.

Was steht über das normale Jahresprogramm hinaus – unter anderem mit Stadtführungen und der Gedenkfeier am 9. November – noch an? Hubertus Hensel geht es um einen feuerfesten Archivraum im Museum: „Wir bräuchten eigentlich einen kleinen Anbau.“ Denn mittlerweile habe der Heimatverein Kirchen eine ganze Menge an alten Dokumenten und auch Bildern in seinem Besitz. „Wenn es hier mal brennt, was dann?“, fragte der Vorsitzende in die Runde.

Helfende Hände werden derweil immer gesucht. Sei es für die Vorbereitung des nächsten Heimatblatts oder beim Aktionstag im Museum am Samstag, 27. April. Dann soll hier nicht nur klar Schiff gemacht, sondern auch die Schlagseite der Scheune gestrichen werden.